Europameisterschaften 2024 - Neuharlingersiel

09. Mai bis 12. Mai 2024


17.05.24 - Am vergangenen Wochenende fand DAS sportliche Großereignis des Friesensports statt: Die Europameisterschaft 2024! 20 Jahre nach der letzten Heim-EM kam die Friesensport-Prominenz in Neuharlingersiel auf FKV-Boden zusammen, um die neuen Europameister in den Disziplinen Hollandkugel, Eisenkugel und Klootschießen zu ermitteln. Aus Schweinebrück hatten sich mehrere Aktive durch die langwierigen Qualifikationsprozesse gekämpft. Am Ende schafften Astrid, Mareike, Paula und Sören den Sprung in den FKV-Kader.

 

An den Europameisterschaften nehmen fünf Verbände teil: Der VSHB (Verband-Schleswig-Holsteinischer-Boßler), der NKB (Nederlandse Klootschietersbond), der BC (Ból Chumann na hÉireann), ABIS (Associazione Boccetta Italiana su Strada) und die heimischen Werfer des FKV.

In den drei Disziplinen fanden im Vorfeld mehrere Ausscheidungswerfen statt. Während sich die Eisenwerfer über die Championstour qualifizieren mussten, wurden die Feldspezialisten nach drei Qualiwerfen ausgewählt. In der weiblichen Jugend schaffte Paula die Qualifikation mit der Eisenkugel, Astrid zog bei den Frauen als Ersatzwerferin in den Kader ein. Ebenfalls als Ersatzwerferin war Mareike Teil des Klootkaders und Sören qualifizierte sich bei den Männern sowohl mit der Kloot- als auch mit der Hollandkugel.

Diese Europameisterschaft wurde auch als EM der kurzen Wege bezeichnet, denn erstmals sollten alle drei Disziplinen im unmittelbaren Umkreis von Neuharlingersiel ausgerichtet werden, sodass alle Wettkampforte theoretisch zu Fuß zu erreichen waren. Und noch ein Novum kam in diesem Jahr dazu: Die Aktiven aller Nationen sollten gemeinsam im DJH-Resort unterkommen.

 

Die EM startete für viele bereits am Mittwoch, dem traditionellen Anreisetag. Die Aktiven bezogen ihre Zimmer in der Jugendherberge und auch viele Käkler und Mäkler reisten an den Ort des Geschehens. Am Abend nutzten auch die Werfer der anderen Nationen die Gelegenheit, um Neuharlingersiel zu erkunden und so fand sich beispielsweise der gesamte irische Kader irgendwann in der Kultkneipe "Dattein" ein, um sich bei dem einen oder anderen "german beer" und mit selbstgesungenen irischen Folksongs auf die kommenden Tage einzustimmen.

 

Pünktlich um acht Uhr am Donnerstag fand dann das letzte Training für die Eisenkader auf der Wettkampfstrecke statt und natürlich nutzen auch die anderen Nationen die Möglichkeit, sich mit der Strecke vertraut zu machen. Viele Interessierte ließen sich das Schaulaufen der Sportler nicht entgehen.

Am frühen Nachmittag stand die feierliche Eröffnung an und Schweinebrück hatte extra einen Reisebus organisiert, um den Vereinsmitgliedern und allen Voran den Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an dieser Veranstaltung zu ermöglichen. Begleitet von mehreren Musikzügen zog der Umzug bestehend aus den Kadern der Nationen und den Fahnenabordnungen der Vereine quer durch den Ort. Ziel des Zuges war schließlich der Hafen, wo ein Festplatz mit Bühne, Festzelt und Verpflegungsständen aufgebaut war. Die Vertreter der Verbände und der Politik hielten ihre Reden, bevor die Fahnen der einzelnen Nationen gehisst wurden und die EM damit feierlich eröffnet war. Nach dem offiziellen Teil ging die Veranstaltung schließlich in eine Eröffnungsfeier mit Musik über und viele feierten ausgelassen bis in die Nacht hinein, während sich die Aktiven langsam in ihre Betten zurückzogen.

 

Am Freitag ging es dann endlich los mit den Wettkämpfen und als erstes war das Hollandkugel-Werfen an der Reihe. Bei noch eher bedecktem Himmel und kühlem Wetter machte die männliche Jugend den Anfang und hier holte der Mentzhauser Werfer Devin Hillmer auch gleich die erste Goldmedaille für den FKV. Es folgte die weibliche Jugend und auch hier zog Mandy Sanders aus Reitland nach und holte den nächsten Europameistertitel für unseren Verband. Bei den Frauen zeigte sich dann aber die Dominanz der holländischen Nation. Silke Tulk unterstrich ihre Ausnahmestellung in dieser Disziplin abermals und holte sich zum fünften Mal in Folge den EM-Titel im Hollandkugelwerfen (auch "Dutch moors" genannt).

Mit dem Beginn des Männerklassement wurde es auch aus Schweinebrücker Sicht spannend, denn Sören ging als dritter FKV-Werfer auf die Strecke. Inzwischen war auch die Sonne hinter den Wolken hervorgekommen und die Schweinebrücker Unterstützer verfolgten gespannt das Geschehen. Sein Bruder Eiso wies die Bahn an und Sören lag in seiner Paarung schnell in Führung. Bei 700 m wurde die Strecke dann durch eine Aufnahme unterbrochen und es ging 300 m weiter auf dem zweiten Streckenabschnitt weiter. Während der erste Streckenteil gut gemäht und von dem Gras befreit war, sahen die Verhältnisse auf dem zweiten Stück nicht mehr ganz so rosig aus. Das Gras stoppte die Kugeln deutlich stärker ab, und so verlor Sören auf seinen neunten Wurf ein paar wichtige Meter, als die Kugel ungünstig auf der Wettkampfbahn aufkam. Der letzte Wurf passte dann wieder und Sören ging mit 1018 m erst einmal in Führung. Im Laufe der Wettkämpfe wurde auch der Menschenauflauf immer größer und viele Zuschauer wichen auf die Deiche aus, um von dort das Geschehen zu verfolgen.

Die letzte Paarung wurde dann noch mit Spannung erwartet, denn dort kam es mit dem FKV Werfer Daniel Heiken, dem Iren Martin Coppinger und dem Holländer Rob Scholten zu einer Neuauflage der Protestpaarung von Schleswig-Holstein aus 2022. Zur Erinnerung: Damals kam es aufgrund eines angehaltenen Wurfes von Heiken zu einer Wurfwiederholung, was am Ende entscheidend war für den Titelgewinn des FKV-Werfers. In diesem Jahr kam es erneut zu einem Wimpernschlag-Finale, nur waren neben Heiken und Scholten diesmal der Ire James O'Donovan und der FKV-Werfer Florian Eiben mit involviert. Nachdem auch die Werfer der letzten Paarung ihre abschließenden Würfe getan hatten, lagen alle vier Werfer in einem Abstand von weniger als zwei Metern auseinander. Der traurige Verlierer des Tages war dann wohl Eiben, der den Bronzerang um gerademal 70 Zentimeter verpasste. Und auch Heiken musste sich in diesem Jahr geschlagen geben, denn der Ire O'Donovan verwies ihn mit nur 15 Zentimeter Vorsprung auf den Silberrang und kürte sich selbst zum neuen Europameister. Sören landete schließlich mit Rang neun auf einer sehr ordentlichen TopTen-Platzierung.

Im Anschluss an die Wettkämpfe kamen alle zur Siegerehrung auf dem Festplatz zusammen und nachdem auch die letzte Nationalhymne gesungen war, ging die Feier noch bis in die Nacht hinein weiter.

 

Am Samstagvormittag standen um neun Uhr dann die ersten Straßenkämpfe an und die Schaulustigen strömten zum Teil zu Fuß, teils auf dem Fahrrad zur Straße "Werdumer Altendeich". Die Paradedisziplin der Iren, das "Irish roadbowling" sollte an diesem Samstag aber zu einem Freudentag der Holländer werden.

Den Anfang machte auch hier wieder die männliche Jugend und ein irischer Werfer hatte am Ende die Nase vorn. Liam Murphy gewann Gold mit fast 100 m Vorsprung und hätte mit seiner Weite von 1825 m auch bei den Männern eine Silbermedaille gewonnen.

Es folgte die weibliche Jugend und hier wurde es für Schweinebrück wieder interessant. Viele Vereinsmitglieder waren angereist, um Paula bei ihrem Werfen zu unterstützen, die sichtlich aufgeregt am Start stand. Betreut von Jan-Christian am Abwurf, wiesen Opa Heinrich und Mama Jantje die Bahn an. Nach einem etwas holprigen Start, lag sie nach vier Würfen aber wieder absolut im Soll am Kurvenausgang mit Blick auf die Gerade. Manches Mal fehlte ihr das nötige Quäntchen Glück, damit sich die Kugel oben auf dem einseitig hängenden Stück hielt, doch die Schweinebrücker bejubelten trotzdem jeden Meter. Mit neun Würfen lag sie dann bei gut 1000 m und konnte auf das letzte gerade Stück schauen. Da an der Stelle auch einige Verpflegungsstände aufgebaut waren, war es dort besonders voll, aber Paula behielt noch ein letztes Mal die Nerven und legte einen absoluten Volltreffer auf die Straße. Am Ende wurden es noch 1184 m und damit schloss Paula die EM auf einem sehr versöhnlichen vierten Platz ab. Der Titel ging an die Holländerin Merle Aveskamp, die an diesem Samstag einen Sahnetag erwischte und sich mit einer Weite von 1439 m und damit 200 m Vorsprung vor dem übrigen Feld verdient an die Spitze setzte.

Bei den Frauen hatte ein bekanntes Gesicht am Ende die Nase vorn. Silke Tulk konnte nach einem missglückten Start wieder an das übrige Feld anschließen und lieferte schließlich mit 1574 m die Siegesweite des Tages.

Inzwischen war der Zeitplan der Veranstaltung zusammengebrochen und die Männer gingen mit großem Verzug auf die Strecke. Hier platzte nun auch die Straße aus allen Nähten und die Schiedrichter und Ordner hatten manches Mal große Mühe, die Wurfbahn für die Werfer zu räumen. Auch hier lieferte am Ende ein Mann in Orange die Topweite. William Hobbelink erarbeitete sich mit zehn Würfen eine Weite von 1902 m und kürte sich damit zum neuen Europameister. Zur großen Überraschung blieb der irische Verband damit vollkommen hinter den Erwartungen zurück und holte nur eine einzige Einzelmedaille an diesem Tag.

Inzwischen war es nahezu 21 Uhr geworden, weshalb die Siegerehrung aufgrund der fortgeschrittenen Zeit auf den Folgetag verschoben wurde. Dennoch trafen sich auch an diesem Abend viele Aktive und Unterstützer auf dem Zeltplatz, um die neuen Europameister zu feiern.

 

Am Sonntag stand dann der letzte Wettkampftag dieser EM an und der FKV hatte eine Klootbahn am Kite-Surfstrand direkt am Wasser von Neuharlingersiel aufgebaut. Hatte man sich früh einen Platz am Absperrzaun gesichert, konnte man nun den ganzen Tag über viele beachtliche Weiten verfolgen. Die Aktiven hatten den Wind im Rücken, was dem einen oder anderen noch einmal einen nötigen Schub brachte und zu vielen Bestleistungen an diesem Tag beitrug.

Erfahrungsgemäß liegen im Klootschießen oder "german lofting" die beiden deutschen Verbände VSHB und FKV vorne und so machten sie auch an diesem Wettkampftag die Medaillen unter sich aus.

Bei den Jungs lieferte der Holsteiner Werfer Thede Klinck mit 227  m aus drei Würfen am Ende die Siegesweite und verwies den FKV-Werfer Hauke Roolfs mit nur 90 Zentimetern auf den Silberrang. Besonders ärgerlich für Roolfs: Sein erster Wurf missglückte mit 65 m, sodass ihn auch die beiden 80 m Würfe nicht mehr ganz nach vorne bringen konnten.

In der weiblichen Jugend machte dann Inga Klinck vom VSHB den Geschwisterdoppelerfolg perfekt, indem sie sich mit 162,35 m genauso wie zuvor ihr Bruder an die Spitze setzte.

Es folgten die Frauen und hier kam es erwartungsgemäß zu einem FKV-Podium. Femke Wilberts lieferte drei absolute Topwürfe ab und holte sich mit 195,70 m die Goldmedaille des Frauenklassements. Auf Platz drei landete Lene Gerjets, die an diesem Sonntag wohl ebenso beschwingt nachhause gehen würde, gelang ihr doch ein Wurf für die Geschichtsbücher. Nach ihrem ersten eher misslungenen Wurf von 53 m, flog der zweite dafür umso weiter und ein Raunen ging durch die Menge, als der Kommentator die Wurfweite verkündete. Mit 69,20 m setzte Lene einen neuen Weltrekord für das Klootschießen der Frauen!

Zum Abschluss der Wettkämpfe gingen dann noch die Männer an den Start und inzwischen war der ursprünglich angedachte Zeitplan der Veranstalter abermals vollkommen zusammengebrochen. Hier war Sören in der dritten Startergruppe an der Reihe und bereitete sich hochkonzentriert auf seine Würfe vor. Sein erster schlug dann leider bereits bei 74 m auf den Boden auf und so war ihm eigentlich schon in dem Moment klar, dass ein Medaillengewinn damit in weite Ferne gerückt war. Mit seinen zwei weiteren Würfen erzielte er dann aber noch sehr versöhnliche Weiten von 85 und 81 m und landete damit am Ende auf dem siebten Rang. Der neue Europameister war auch gleich der alte, denn Mike Plähn vom VSHB verteidigte mit 269 m am Ende klar seinen Titel aus 2022.

Aufgrund des großen zeitlichen Verzugs gingen die letzten Männer erst drei Stunden nach der ursprünglich angedachten Zeit auf die Bahn und so begann auch die Siegerehrung auf dem Festplatz erst gegen 21 Uhr. Da ja auch die Siegerehrung vom Vortag noch offen war, wurde aus der Gewinnerzeremonie noch eine langwierige Angelegenheit. Um 23:30 Uhr waren schließlich auch die letzten Medaillen verteilt und auch Astrid und Mareike hatten als Ersatzwerferinnen in Eisen und Kloot eine silberne bzw. goldene Mannschaftsmedaille gewonnen.

 

Der Gesamtsieg der Europameisterschaft ging wieder an den FKV, der die meisten Titel in der Einzel- und Mannschaftswertung vorweisen konnte.

Trotz der fortgeschrittenen Stunde ging nach der Siegerehrung die Abschlussparty auf dem Festplatz weiter und die Aktiven und Unterstützer feierten gemeinsam noch bis in den frühen Morgen hinein.

 

Das war sie, die Heim-Europameisterschaft 2024! Viele tolle Höhepunkte und Eindrücke liegen damit hinter uns. Nun heißt es wieder Warten, denn die nächste EM findet erst 2028 statt - dann in Irland!

Wir gratulieren allen Teilnehmern und Medaillengewinnern ganz herzlich zu all den Erfolgen und sind nächstes Mal garantiert wieder dabei!


Impressionen

Training und Eröffnung


Hollandkugel


Eisenkugel


Klootschießen

KONTAKT

Klein Schweinebrück 84

26340 Zetel

MAIL: info@kbvschweinebrueck.de

TRAININGSZEITEN

Frauen                           MO.                        18:30 - 20:00

Männer                          SO.                         10:00 - 12:00

Die Trainingszeiten der Jugend variieren je nach Mannschaft und Altersklasse.